“Nicht so bedeutend!”

Rat lehnt Cloots-Plakette ab

Der 1755, auf Schloss „Gnadenthal“ in Cleve geborene Johannes Baptista Hermanus Maria Cloots, genannt Anacharsis Cloots,  bekommt keine Gedenktafel – jedenfalls nicht in Kleve.

Und, seien wir ehrlich, wer so einen Satz schreibt:

„Wenn in irgendeinem Teil [der Erde] ein Sklave existiert, (…) ist meine Freiheit nicht vollständig…“,

der hat doch in der früheren Residenzstand Cleve, wo man der Grafen, Herzöge, Prinzen und der preußischen Könige gedenkt, keinen Platz. Nicht einmal als Sackgasse!

Als Begründung dafür wurde von grüner Seite (Ratsfrau Schnütgen) unter anderem vorgetragen, Cloots sei ja “nicht so bedeutend gewesen.” Wer 1793 als “kosmopolitischer Luftikus” verleumdet und anschließend hingerichtet wurde, hat in Kleve keinen Platz – nicht einmal als Gedenkplakette auf der Schwanenburg, dieser Geburtsstätte der grünen Basisdemokratie.

Und selbst der zarte Hinweis darauf, dass in Kleve, das sich ja gerade erst vom Sklavenhalter Prinz Moritz von Hessen-Nassau durch Umbenennung eines mit seinem Namen verzierten Preises distanziert hatte, dann doch konsequenterweise auch der zentral gelegene “Prinz-Moritz-Park” umbenannt werden sollte/müsste/könnte, in dem auch Platz für eine Cloots-Gedenkplakette wäre, stieß auf Ablehnung.

So weit sollte die Distanzierung von Prinz Moritz von Hessen-Nassau nun auch wieder nicht gehen! Insbesondere die FDP wollte davon nichts mehr wissen und erging sich in lobenden Worten über diesen echt liberalen Charakterkopf.

Er hatte ja auch seine gute Seiten: Die schönen Parkanlagen um Cleve und so…

Garniert wurde die echt liberale Relativierung der einen Person (POSITIV: Prinz Moritz von…) und der anderen (NEGATIV: Cloots) mit belegfreien Behauptungen über angeblich sehr dubiose Äußerungen des in Cleve geborenen Cloots (zitiert wurde kein Wort).

Daran schloss sich der offenbar pädagogisch gemeinte Hinweis aus den Reihen der CDU-Kulturfraktion an: “Ich habe das gelesen!” – Ja, was denn?

Schließlich trat DIE Kulturfachfrau in Kleve auf: Dr. Hedwig Meyer-Wilmes, Vorsitzende des Ausschusses für Kultur und Stadtgestaltung und verkündete, ex cathedra, folgende Wahrheiten:

  1. Die Cloots-Gesellschaft in Kleve gebe es ja nicht mehr.
  2. Die Plakette (70×70 cm) sei ja noch nicht einmal in Auftrag gegeben worden.

Ja, nicht nur in Cleve bzw. Kleve ist man gut beraten, erst abzuwarten, ob die Stadt bzw. der Rat ein Geschenk überhaupt annimmt.

Und tatsächlich: Der Rat beschloss, auf Vorschlag des Bürgermeisters, die Anbringung einer Cloots-Gedenkplakette am ehemaligen Kurhaus abzulehnen. Alternativlos. Der Vorschlag der Offenen Klever, im Kulturausschuss über einen alternativen Standort zu beraten, hatte keine Chance.

Die Offenen Klever stimmten deshalb gegen den ablehnenden Beschlussvorschlag aus dem Rathaus.